Hilfe für Kinder in La Paz / Bolivien

2010 brachte der Spendenlauf für Kinder in La Paz, Bolivien, deren Mütter im Gefängnis sitzen, einen Betrag von   9 400 €.

Wie alles begann...

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Die Initiative ging aus von Carmen Altmeyer, einer unserer Abiturientinnen des Schuljahres 09/10. Sie verbrachte einen freiwilligen sozialen Dienst von einem halben Jahr im Inneren Boliviens.

Von vor Ort schrieb sie unserem Schulleiter, Herr Schorr, eine Mail, in der sie anfragte, ob die Möglichkeit bestünde, in unserer Schule eine Spende für die Kinder, mit denen sie arbeitet, zu sammeln. 

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Herr Schorr sprach unsere Schülersprecherinnen Eva-Maria und Nalan darauf an. Sie griffen die Idee begeistert auf, besprachen sie mit den Stufensprechern der SV und gemeinsam beschloss man einen Benefizlauf zu organisieren. Darin haben wir - nach mehreren erfolgreichen Spendenläufen - in unserer Schule - viel Erfahrung.

Eva-Maria nahm mit Carmen Kontakt auf und diese schrieb ihr folgende Mail:

Liebe Eva,

mittlerweile lebe ich seit drei Monaten in La Paz, Bolivien - die Zeit ist unglaublich schnell vergangen. La Paz ist eine einzigartige, sehr interessante Stadt und Bolivien trotz seiner Armut ein wunderschönes Land. Ich bin sehr froh, dass ich hier gelandet bin!

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Meine Gastfamilie ist sehr, sehr nett und ich fühle mich wirklich zu Hause bei ihnen. Ich lebe mit meinen Gasteltern, drei meiner vier Gastbrüder, meiner Gastoma, unserer Angestellten und ihrem kleinen Sohn in einer zweistöckigen Wohnung im zentralen Stadtteil Miraflores. Ich verstehe mich mit allen Familienmitgliedern wirklich gut, wir reden viel und unternehmen auch Sachen zusammen. Es finden des öfteren Familienfeiern statt und so habe ich die Gelegenheit, noch mehr von der bolivianischen Kultur kennen zu lernen. Einer meiner älteren Gastbrüder nimmt mich gerne mal abends mit, wenn er mit Freunden weggeht, und meinem kleineren Gastbruder helfe ich öfters bei seinen Hausaufgaben. Der dreijährige Sohn unserer Angestellten hängt total an mir und würde am liebsten jede freie Minute mit mir mit seinen Autos spielen.

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Mit meiner Arbeit habe ich genau so viel Glück. Die Stiftung, für die ich arbeite, wurde von der argentinischen Pädagogin und Schriftstellerin Silvia Álvarez gegründet und nennt sich "efel-ciapa". Ich arbeite für das Projekt "Suma Qamaña", was auf Aymara soviel wie "gut leben" bedeutet. Wir betreuen Kinder, die mit ihren Müttern unter schlechten Bedingungen im Gefängnis leben. Jeden Morgen kommen circa 40 bis 50 Kinder um etwa 8:30 zu uns in die Stiftung. Die Kinder sind je nach Alter in drei Kurse eingeteilt, in denen sie Frühstück und Mittagessen  sowie verschiedene Unterrichts- und Betreuungsangebote erhalten. Unser Tagesablauf sieht in etwa so aus: Zuerst waschen sich die Kinder die Hände und ziehen sich den speziellen Mantel der Stiftung an. Dann singen wir gemeinsam in unserem kleinen Hof und servieren anschließend das Frühstück in den Sälen.

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Ungefähr um neun Uhr fängt die erste Unterrichtsstunde an. Jeden Tag sollen die bolivianischen Mitarbeiter eine Stunde lang pädagogisch möglichst wertvolle Projekte für die Kinder anbieten, die ihre ganzheitliche Entwicklung fördern. Außerdem darf jeder Kurs auch eine Stunde lang in unserem kleinen Park spielen.

Wir haben jede Menge Spielzeuge und auch Schaukeln, Rutschen etc., die die Kinder sehr gerne nutzen. Die dritte verfügbare Stunde wird mit speziellen Unterrichtsangeboten gefüllt, wie etwa Theater, Englisch, Tanzen... Um 12 Uhr gibt es dann Mittagessen und ungefähr um 12:30 Uhr werden die Kinder mit dem Bus wieder ins Gefängnis gebracht, da der Großteil der älteren Nachmittags zur Schule geht.

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Wir Mitarbeiter planen nachmittags unsere Stunden, haben mindestens ein Mal pro Woche Fortbildungen (teilweise mit Fachpersonal von außerhalb, teilweise pädagogische Fortbildungen mit unserer Chefin Silvia), verkaufen Kleiderspenden in unserer Garage, um mehr Geld für die Kinder zu verdienen...

Generell ist meine Arbeit sehr vielseitig und das ist wirklich wichtig für mich. Ich gebe allen Kindern Englischunterricht, koche einmal in der Woche mit den Großen und gebe den Kleinsten zusätzlich Kunstunterricht. Die meiste Zeit verbringe ich  mit dem Kurs der größeren Kinder, die so zwischen 8 und 13 Jahren alt  sind. Theoretisch soll pro Kurs jeweils ein Bolivianer/ eine Bolivianerin als Hauptverantwortliche/r sein, der die Projektarbeit übernimmt und uns Freiwillige mit unseren speziellen Fächern unterstützt. 

 

Leider gab es in letzter Zeit relativ viele Personalwechsel und ich war teilweise auch Wochen mit den älteren Kindern alleine. Meine Chefin fordert schon viel von mir, ich muss auch sehr viel auf Spanisch schreiben und Aktivitäten für die Kinder alleine zu organisieren ist auch nicht immer einfach. Vor allem will Silvia, dass alles nach ihrer speziellen pädagogischen Methode abläuft  und da sind wir alle manchmal ein bisschen überfordert. Allerdings bin  ich lieber überfordert als unterfordert. Meine Zeit alleine mit den Kindern hat auch dazu geführt, dass die Kinder mittlerweile größtenteils gut auf mich hören und ich mich sehr gut mit ihnen  verstehe. Ich kann mir nur schwer vorstellen, in etwas mehr als drei Monaten wieder nach Hause zu fliegen und sie nicht mehr zu sehen...

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Mit meinen Arbeitskollegen/-kolleginnen komme ich sehr gut zurecht, wir sind ein ziemlich junges Team und unternehmen viel zusammen. Ich habe schon viele nette Leute hier in Bolivien kennen gelernt und gute Freunde gefunden, sowohl Bolivianer als auch andere Freiwillige. In Bolivien kann man auch super verreisen, weil die Busse und die Übernachtungsmöglichkeiten sehr billig sind. Deswegen hatte ich schon die Gelegenheit, mit Freunden den Osten des Landes (Santa Cruz, Samaipata, Cochabamba) und den Titikakasee samt Umgebung kennen zu lernen. 

Das waren auch sehr schöne Erfahrungen.

AFS Bolivien kümmert sich ebenfalls gut um mich, die Leute im Büro hier in La Paz sind total nett und man kann sich immer an sie wenden, wenn man Fragen oder Probleme hat. 

Abschließend kann ich nur sagen, dass ich mit meinem Freiwilligendienst bis jetzt auf jeden Fall äußerst zufrieden bin und ich eine tolle Zeit hier in Bolivien erlebe!

Liebe Grüße aus dem Herzen Südamerikas,

Carmen