JÜDISCHE SCHÜLER DES REALGYMNASIUMS DILLINGEN

Eine Spurensuche...

Diese Spurensuche ist entstanden aus zahlreichen Gesprächen mit Schülerinnen und Schülern, die sich auf ihr Abitur vorbereiten und sich immer wieder mit der Thematik "Spuren der Vergangenheit" beschäftigten. 

Das Thema selbst wird im Unterricht allenfalls am Rande erwähnt. Warum ist die unmittelbare Umgebung denn nicht einbezogen? Hat die eigene Vergangenheit, wenn man denn betroffen ist, keinen Neuigkeitswert? Rührt die Thematik zu sehr an ein Tabu, an ein Thema, das  man längst überwunden glaubt? Sind zu sehr lokale Bezüge und persönliche Betroffenheiten zu befürchten? 

Wir, die an diesem Thema und dieser Untersuchung gearbeitet haben, waren überzeugt, dass die Thematik an gehütete Tabus rühren musste. Hat doch in den letzten 50 Jahren ein weitreichender Verdrängungsprozess stattgefunden, der sich auch im Geschichtsunterricht heute niederschlägt. "Oral History" ist seit einigen Jahren ein neues Schlagwort in der Geschichtsdidaktik.  Sie beruht darauf,  Geschichte im unmittelbaren Erfahrungsbereich erlebbar zu machen: Gespräche mit Zeitzeugen machen die Vergangenheit für Jugendliche (und Ältere) erfahrbar und erlebbar; damit trägt sie zum unmittelbaren Bewusstsein und zur Schärfung des politischen Urteils bei. 

Spurensuche vor Ort ist eine andere Form der Erforschung von Geschichte. Durch sie wird den Schülerinnen und Schülern bewusst, dass sie in einem geschichtlichen Zusammenhang stehen, dass sie von der Geschichte geprägt sind und dass sie dadurch auch in einem historisch-politischen Kontext stehen. 

In den letzten Jahren sind zahlreiche Forschungsarbeiten zu dem Thema "Geschichte der jüdischen Mitbürger" erschienen, Arbeiten, die sich auch mit der unmittelbaren Umgebung des städtischen und gemeindlichen Lebens beschäftigten. 

Doch unsere Neugier ging weiter: Auch Schülerinnen und Schüler unserer Schule, des vormaligen Real(pro)gymnasiums und des Mädchenlyzeums Dillingen, waren mit Antisemitismus konfrontiert, erlitten Verfolgung und letztlich Vernichtung, Schülerinnen und Schüler, die Tag für Tag neben Ihren Mitschülern saßen, arbeiteten wie sie, sich über die Schule und ihre Lehrer ärgerten wie sie. 

Sie waren zwar Schülerinnen und Schüler wie alle anderen auch, aber bei der Betrachtung dieser Gruppe zeigen sich doch einige Auffälligkeiten, die hier dargelegt werden sollen.